Ab sofort benötigt mein Tweet-Counter bei Twitter 5 Stellen. Wenn man mal pro Tweet im Schnitt 100 Zeichen annimmt, kommt man auf 1.000.000 Zeichen, die ich in den letzen 14 Monaten getwittert habe. Ein dickes Buch. Ich kann mir selber kaum vorstellen, was ich da so alles getwittert habe. Vielleicht wäre ja mal eine statistische Analyse interessant. Aber da käme eh nur wieder so ein Unsinn raus wie bei allen statistischen Auswertungen wie zum Beispiel: 18% aller Stehpinkler tragen Feinripp mit Eingriff.
Dank einiger genialen Webdienste kann man die Perlen auch nach langer Zeit noch bewundern. Eine Art monettenomische Tweet-Hitparade gibt es auf
favstar.fm. Gibt es sowas auch für Retweets oder gar eine Kombination aus beiden?
Ein Großteil meiner Tweets waren wohl "An den Kopf fass"-Tweets, die während und nach dem Lesen der aktuellen Tagesnachrichten entstanden sind. Es ist regelrecht entsetzlich, mitansehen zu müssen wie sich die Politiker benehmen, die doch eigentlich Verantwortung für eines der wichtigsteln Länder der Welt haben. Man meint, die fähigen Leute gehen alle in die Wirtschaft, weil man da ordentlich verdient und der Rest, den dort keiner haben will, geht halt in die Politik und lässt sich von den Lobbyisten bezahlen. Die Hauptbemühung meiner Tweeterei über dieses Pack besteht darin, meine Abscheu zum Ausdruck zu bringen. Aber einfach Worte reichen dazu nicht aus.
Vor ca. 12 Jahren habe ich ja mit dem Chatten begonnen und ich hatte damals auch schon auf monettenom.de eine Art Blog, wo ich meine kranken Gedanken der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt habe. Das war alles recht witzig und überhaupt muss ich feststellen, dass ich heute viel ernster geworden bin. Nicht zwangsläufig ernstzunehmender, aber doch ist mir in vielen Punkten das Lachen einfach vergangen, weil es so tragisch ist. Man stellt fest, dass die Witze, die man macht, irgendwann Realität werden. Viele Dinge, über die man sich früher belustigt hat, weil sie einfach zu absurd und skurril erschienen, sind heute bittere Realität.
Was mir aber generell auch auffällt, ist dass enorm wenig über das Autofahren getwittert und gebloggt wird. Warum? Das ist doch ein Thema, dass die meisten doch recht emotional berührt. Liegt es vielleicht am Schuldgefühl, das man generell beim Autofahren hat? Dass man aufgrund seiner Berichte den Führerschein entzogen bekommt? Punkte wegen Blogeintrag?
Wie auch immer. Ich bin der Meinung, dass genau das mehr thematisiert werden müsste. Viele Leute machen sich ganz offenbar zu wenige Gedanken über das Autofahren, das Verhalten im Straßenverkehr und wie das eigene Verhalten auf andere wirken könnte. Zum Beispiel wird kaum darüber geschrieben, dass nicht nur schnelles Fahren und Drängeln rücksichtslos ist, sondern zu langsames Fahren, Parken mitten auf der Straße in Ortsdurchfahrten und Linksfahren ebenso egoistisch und rücksichtslos ist. Da muss mehr geschrieben und diskutiert werden.
Was auf jeden Fall klar geworden ist: Zeitpunkt, Menge, Farbe, Konsistenz und andere Attribute des letzten Stuhlgangs sind nicht wirklich interessant. Auch Cat-Content ist sowas von abgelutscht, dass man deren Verursacher nur noch mitleidig belächeln kann. Die Diskussionen sind seltener geworden. Gerade zur Wahl ging's ja oft heiß her. Vielleicht liegt's ja daran, dass zuwenige Themen aktuell sind, die es wert sind, diskutiert zu werden.
Last but not least muss ich mir immer wieder die Frage stellen: Warum und wozu? Was in aller Welt bringt mich dazu, das Internet mit Millionen von Buchstaben anzufüllen? Vielleicht ist es einfach ein Resultat der Informationsüberflutung. All die Daten wollen wieder raus. Ungefähr so, wie wenn man zuviel gegessen hat. Dann muss man kotzen. Und Twitter ist wahrscheinlich genau das richtige Werkzeug dafür. Alles nur Gedankenkotze?
Naja, ein paar nützliche Sachen gibt es schon. Twitter in Verbindung mit
Blip.fm ist wirklich ziemlich genial. Hat zwar 'ne Weile gedauert, bis ich mich durchgerungen habe, mich mit Blip.fm auseinanderzusetzen, aber inzwischen möchte ich es nicht mehr missen.
Tja, und dann gibt es noch die finanziellen Interessen. Ich habe vieles ausprobiert. Einiges war sinnvoll, anderes nicht. Prima ist zum Beispiel
be-a-magpie.com, wenn man es sparsam einsetzt und nicht jeden Schrott annimmt. Zwar gibt es nur hin und wieder gute Werbe-Tweets, aber wenn, dann bringen die auch was. Inzwischen habe ich bestimmt 150,- Euro eingenommen, wovon man zwar nicht leben kann, aber für ein leckeres Essen reicht's allemal ;o)
Die Entwicklung von http://wayati.com konnte auch live mitverfolgt werden. Zur Zeit bin ich stark in mein Projekt eingespannt, von dem ich leben muss - Wayati mache ich ja nur nebenher - aber das läuft ja nicht weg. Immerhin wird es bereits fleißig genutzt, wobei ich allerdings den Verdacht habe, dass da Bots drauf zugreifen, weil meine Counter und auch Google, nur wenige reguläre Seitenzugriffe feststellen können, aber tatsächlich täglich bereits mehr als 10.000 Abfragen gemacht werden.
Ein paar Werbetweets für meinen Online-Shop http://eso-shopping.com waren auch dabei. Da kann man Voodoo-Puppen kaufen, passende Anleitungen dazu, Amulette, Bücher, CDs und anderen Esoterik-Kram, für den sich niemand interessiert, der aber trotzdem gekauft wird wie verrückt. Ist halt wie mit McDonalds, da geht auch keiner hin.
Manchmal sitze ich aber da, guck mir die Tweets an, die da so reintrudeln und denke mir: "Was für ein Scheiß ist das denn? Was machst du da?". Aber glücklicherweise geht das schnell wieder weg und ich habe nur wenige dieser lichten Momente...